Wahngeschüttelter Zauberlehrling
|
| 01 Ist ein hexend GUTER MEISTER - |
| 01 oft beschwört mit MUT ER GEISTER - |
| 02 endlich aus dem HAUS GEEILT? |
| 02 Wird die Sehnsucht AUSGEHEILT? |
| 03 Will für eine STUND' ERWECKEN |
| 03 Geister mit dem WUNDERSTECKEN. |
| 04 Sei, du alter BESEN, WILLIG - |
| 04 bist als Diener-WESEN BILLIG. |
| 05 Hab' zwei Beine, DEINEN KOPF - |
| 05 doch du hast noch KEINEN TOPF. |
| 06 Nimm dort unterm BETT DIE VASE, |
| 06 die vergaß, ich WETT, DIE BASE. |
| 07 Und nun komm', du RUNDER WICHT, |
| 07 und für mich ein WUNDER RICHT'! |
| 08 Treib' in höchstem GRAD ES BUNT, |
| 08 Wasser schütt' in BADES GRUND, |
| 09 schütt' es in das REINE BECKEN, |
| 09 will dort meine BEINE RECKEN. |
| 10 Wasser, du mein GUTER, FLIESSE |
| 10 und sich dort als FLUT ERGIESSE! |
| 11 Sieh', er eilt, mein GOTT, ZUM FLUSSE, |
| 11 kehrt zurück schon, FLOTT, ZUM GUSSE! |
| 12 Wie er mit der KANNE WALLT, |
| 12 gießt sie in die WANNE, KALT. |
| 13 Jede Schale, TASSE - VOLL, |
| 13 dass ich es kaum FASSE - TOLL! |
| 14 Steh', das ist mein WILLE, STEHE! |
| 14 Doch er steht nicht STILLE, WEHE! |
| 15 Bin am ganzen LEIBE BLASS. |
| 15 Steh', hör auf, jetzt BLEIBE, LASS! |
| 16 Willst nicht mein GeSTAMMEL HÖREN - |
| 16 kann dich nichts, du HAMMEL, STÖREN? |
| 17 Stürzen auf mich HUNDERT WASSER, |
| 17 werd' ich, was nicht WUNDERT, HASSER. |
| 18 Jetzt erfasst mich BLINDE WUT, |
| 18 schrei' in alle WINDE: BLUT! |
| 19 Höre, der geWALT'GE BESEN |
| 19 bist du nunmehr BALD GEWESEN! |
| 20 Will dich wie zum SPASSE HALTEN |
| 20 und dich, den ich HASSE, SPALTEN. |
| 21 Seht, er kommt als NASSER WIEDER! |
| 21 Schlag' dich samt dem WASSER NIEDER, |
| 22 hack' dich in zwei TEILE! - HA! |
| 22 Beide steh'n als HEILE DA! |
| 23 Herr, zu dem ich SUCHEND FLEHE, |
| 23 sieh’ doch, was ich FLUCHEND SEHE: |
| 24 Diese beiden TÄTERSTÜCKE |
| 24 schleppen fort in STETER TÜCKE! |
| 25 Zwei sinds, die nun FLÜSSE GIESSEN, |
| 25 zwei sinds, deren GÜSSE FLIESSEN. |
| 26 Beide tragen zu der SCHWELLE WILD |
| 26 Wasser - und die WELLE SCHWILLT. |
| 27 Sollt ihr länger SCHLEPPEN DÜRFEN? |
| 27 Wer soll das, ihr DEPPEN SCHLÜRFEN? |
| 28 Ach! Da kommt der WUNDERTÄTER, |
| 28 nun gibts wohl ein THUNDER-WETTER. |
| 29 Ja, ich will dir SAUBER ZÜNDEN! |
| 29 Das kommt von den ZAUBERSÜNDEN. |
| 30 Nehmet an ein BIEDER WESEN! |
| 30 Hört mein Wort: Seid WIEDER BESEN! |
| 31 Sag's mit festem MUTE: GEISTER, |
| 31 euch ruft nur der GUTE MEISTER! |
| 32 Geister, ihr (im LICHT-MEER) NASSEN, |
32 könnt' ihr mich denn NICHT MEHR LASSEN?!
|
| Johannes A. Geist |
| |
Trunkengeschüttelter Philosoph
|
| 01 Wer nie sein Brot mit PhiloSOPHEN ASS, |
| 01 wer nie gedankenvoll am OFEN SASS, |
| 02 wer niemals schwanger von IDEEN WACHTE, |
| 02 wer niemals in des Geistes WEHEN DACHTE, |
| 03 wer über allzu tiefes DENKEN LACHTE, |
| 03 sein Leben ohne Geist zu LENKEN DACHTE: |
| 04 Des Wissen mag zwar durch das MEISTE GEISTERN, |
| 04 er wird doch nie das All im GEISTE MEISTERN. |
| 05 Man spottet oft ob solcher WUNDERGREISEN: |
| 05 Sie wollen aller Dinge GRUND ERWEISEN. |
| 06 Doch gebe man auf den GELEHRTEN ACHT, |
| 06 dass man nicht über den GEEHRTEN LACHT! |
| 07 Mag ihm auch vor des Chaos SCHOSSE GRAUEN: |
| 07 Er kann im Kosmos doch das GROSSE SCHAUEN. |
| 08 Denn zu der Gottheit seine TRÄUME RAGEN, |
| 08 darf er im Innern ew'ge RÄUME TRAGEN. |
| 09 Denn, was ein Denker auch im GUTEN LEISTE, |
| 09 er dankt's zuletzt dem absoLUTEN GEISTE. |
| 10 Den Menschen vieles GIBT DAS LEBEN, |
| 10 doch nicht ein jeder LIEBT DAS GEBEN. |
| 11 Die Liebe und das LEBEN EHREN! - |
| 11 Das sollte man doch EBEN LEHREN! |
| 12 Doch musst du, willst du dich zum WAHREN FINDEN, |
| 12 dich vorher noch durch viel GeFAHREN WINDEN. |
| 13 Oft droht dich dunkle Nacht des NICHTS ZU LÄHMEN |
| 13 und dir den letzten Strahl des LICHTS ZU NEHMEN, |
| 14 und es passiert dir, dass du A) GELANGST |
| 14 in der geworf'nen Daseins-LAGE ANGST, |
| 15 und b), erweist du in der NOT DICH TÜCHTIG, |
| 15 so macht am Ende doch der TOD DICH NICHTIG. |
| 16 Bar jedes Sinnes wird zu jedem WERT GESCHWÄTZT. |
| 16 Die Dummheit ist ein furchtbar arges SCHWERT, GEWETZT. |
| 17 Es wird sogar schon SEHR GEWETZT, |
| 17 nur scheinbar sich damit zur WEHR GESETZT. |
| 18 Doch nach dem Blut ist nicht mein DEGEN GEIL, |
| 18 verächtlich hust' ich drauf im GEGENTEIL! |
| 19 Wer auf die and'ren will mit WAFFEN SCHIESSEN, |
| 19 der sollte besser mal zu SCHAFFEN WISSEN. |
| 20 Wer wahrhaft dichten will, der TÄTE GUT, |
| 20 versuchte er es so, wie's GOETHE TUT. |
| 21 Nur an der Liebe NIEDERLAGEN |
| 21 lässt wahrer Dichter LIEDER NAGEN. |
| 22 Drum von den Dichtern LIES' AM MEISTEN, |
| 22 diejen'gen, die viel MÜHSAM LEISTEN. |
| 23 So fühlt man oftmals sich im LEEREN SCHWEBEN |
| 23 in einem allzu geistesSCHWEREN LEBEN. |
| 24 Man kann nicht stets im UnerREICHTEN LEBEN, |
| 24 drum braucht man auch den Saft der LEICHTEN REBEN, |
| 25 der uns die Seele metaPHYSISCH NÄHRT, |
| 25 der durch den Geist uns dioNYSISCH FÄHRT. |
| 26 Der Denker sich vom Wein beFEUCHTEN LASSE, |
| 26 damit er recht des Geistes LEUCHTEN FASSE. |
| 27 Denn mancher erst in der BeFEUCHTUNG LAND |
| 27 den Geist der tieferen ErLEUCHTUNG FAND. |
| 28 Es hat das wahre Wort vom SEIN GEWAGT, |
| 28 wer es, erfüllt von dunklem WEIN, GESAGT. |
| 29 Wer ist's, der ihn ob solcher ETHIK TADELT, |
| 29 wo ihn zutiefst die AntiTHETIK ADELT? |
| 30 Drum weh dem Geiste, der das HARMLOS SCHÖNE |
| 30 mit skeptischem Gemüt als CHARMELOS HÖHNE! |
| 31 Greift man dabei auch mal die TÖNE SCHIEF: |
| 31 nur durch den Wahnsinn wird das SCHÖNE TIEF! |
| 32 So sing' mein Lied und WANDER' SO, |
32 bald bin ich hier, bald ANDERSWO.
|
| Johannes A. Geist |
| |